Vorweg: ich habe es nicht geschafft.
Aber, ich hätte es schaffen können…
Ein Foto-Reise-Roman.
Reiseablauf: Cuxhaven / Alte Liebe – Helgoland – Helgoland Düne – Helgoland / Lange Anna – Cuxhaven.
Lange habe ich davon geträumt: Robben in freier Wildbahn zu fotografieren. Und als Vogelfan waren die Basstölpel ebenso auf meinem Tagesplan gelandet. Vor Jahren schon habe ich mich mit meiner Reise dorthin beschäftigt, und nun wurde es umgesetzt.
Es ist Ende Mai. Für ein Fotoshooting (auch ein Herzenswunsch) bin ich an die Nordseeküste gereist. Und so ergab es sich, auch noch die Gelegenheit zu nutzen zu den Robben nach Helgoland zu reisen.
Ich wußte im Vorfeld schon, das wird heftig, aber es ist möglich die Robben auf der Düne UND die Vögel auf der Insel an 1 Tag zu fotografieren. Die Herausforderung hierbei ist, daß die Robben und Seehunde in genau gegengesetzter Richtung, auf der kleinen Düne – abgetrennt von der Hochseeinsel – sich aufhalten als die Basstölpel… Das krieg ich hin, denn, wo ein Wille ist… Ich machte mir da mehr Sorgen um das harte Licht (da ich mittags ankommen sollte), als um mein schweres Gepäck oder gar dass ich mein Ziel eventuell nicht schaffen könnte…
Ich war in einem netten Hotel eingecheckt, was nur einen Katzensprung, ca. 5 Gehminuten, von dem ehemaligen Anleger „Alte Liebe“ im Hafen von Cuxhafen entfernt war. Von dort aus startete der „Halunder Jet“. Da wollte ich hin. Es ist die schnellste Verbindung zwischen dem Festland und der Hochseeinsel.
Nach meinem leckeren Frühstück im Hotel, hab ich meinen wirklich schweren Rucksack aufgeschnallt und ging fröhlich los. Am Schalter löste ich mein Tagesticket und wartete mit weiteren Passagieren dann auf den Katamaran… Der, zu unser aller Enttäuschung, mit großer Verspätung endlich ankam… Es hieß, es sei viel los auf dem Wasser, der Kapitän musste vielen Schiffen aus dem Weg gehen/ fahren.
Der Jet ist großzügig gebaut, modern ausgestattet, mit Bordverpflegung und ich hatte genug Platz um gut zu sitzen und meinen Fotorucksack abzunehmen. Die Fahrt auf See dauert ca. 75 Minuten. Und Seekrankheit … awa, ich doch nicht!
Oh doch!! Mir wurde so übel – was noch verstärkt wurde, da gefühlt alle Passagiere – außer mir – sich eine Currywurst bestellt hatten… Das Gewürz füllte den ganzen Raum und hing schwer in der Luft… Eigentlich wollte ich noch aufs Außendeck, um mir die Seeluft um die Nase wehen zu lassen, doch dieses Vorhaben mußte ich wegen der Seekrankheit schließlich verwerfen. Ich sehnte mich nach festen Boden, der unendlich weit weg erschien. Kurz vor dem Anlegen die Durchsage des Kapitäns: Abfahrt planmäßig pünktlich um 16:30 Uhr… Oh nein, ich hatte gehofft, daß ich mehr Zeit auf der Insel hatte.
Endlich wieder an Land. Helgoland. Design stehengeblieben in den 60zigern. Von der Umgebung habe ich kaum Notiz genommen, viele niedliche Buden nebeneinander. Souvenir und Duty-free laden zum Einkaufen ein – aber ich hatte ja einen Plan: Mein Tagesziel zu erreichen! Nun musste ich hurtig das Boot erreichen, welches mich zu der Düne bringt, wo die Robben und Seehunde zu finden sind. Aber wo lang? Ich hatte keine 1. keine Ahnung, 2. Ausschilderung gesehen, wo lang es zu dem Dünenboot geht. So lief ich einfach nach Gutdünken eine Weile am Hafen entlang, bis ich den Dünen-Boot-Ticketschalter fand. Da ich immer noch mit der Seekrankheit kämpfte, hatte ich echt Sorge, nochmal in ein Wassergefährt zu steigen… es stellte sich aber heraus, daß diese Seefahrt harmlos war.
Alle 30 Minuten bringt ein kleines Boot Passagiere für 5 Euro hin zur Düne und zurück.
14:00 Uhr. Die Überfahrt dauert nur ca. 5 min. Auf der Düne, welch Glück: ein großes Schild, wo gezeigt wird, in welcher Richtung welche Tiere zu finden sind. Und laut der Tafel: die Robben waren gar nicht weit entfernt! So lief ich gleich zum Strand, welcher in wenigen Minuten zu erreichen ist… und da lagen sie auch schon!
Großes Glück erfüllte mich! So lange hat es gedauert meinen Plan umzusetzen… endlich habe ich mein Ziel erreicht!
Ich suchte mir gleich einen Platz, wo ich mich niederließ um aus der Froschperspektive zu fotografieren. Zwar hatte ich mein schweres Stativ mit mir rumgeschleppt, jedoch das war hier nicht nötig, aber für die Basstölpel, da sollte es zum Einsatz kommen. Mein Rucksack fungierte schließlich als Unterlage und Stativ. Die Tiere lagen alle beisammen, was sich aus fotografischer Sicht aus als ungeschickt erwies. Wo fängt der eine an und hört der andere auf? Sie liegen am Strand und dösen, that´s it. So legte ich meinen (persönlichen) Fokus auf Einzeltiere. Eine Robbe spielte im Wasser. Lies sich von den Wellen umspülen. Tauchte ab und irgendwo anders wieder auf. Ich glaube, sie wußte, daß ich sie als Fotomodel ausgesucht hatte. Ihr folgte ich eine ganze Weile mit der Kamera.
Nachdem ich etwas mehr als 1 Stunde dort verbrachte, war es Zeit mich auf den Weg zum Lumenfelsen, dem Brutplatz zwischen April und August, der Basstölpel zu machen.
Good bye Robben, hello Vögel!
Auf das Dünenboot musste ich ca. 20min warten… da hatte ich wohl das Boot verpasst, obwohl ich die Zeit ständig im Auge behielt. In meinem Kopf ging das Rechnen los. Oh, das wird knapp! Zumal ich nicht genau wußte, wie ich zu dem Brutplatz gelangen könnte… und das so schnell wie möglich.
Wieder auf der Hauptinsel, es war mittlerweile 15:50 Uhr („Abfahrt pünktlich 16:30 Uhr“ hallte es in meinem Kopf), im Schnellschritt entlang der Promenade auf der Suche nach dem richtigen Weg. Vielleicht hab ich es übersehen…? Oder aber, es gab gar kein Hinweisschild? Ich lief in die eine Richtung – Sackgasse, in die andere Richtung, auch falsch. Aus Reiseberichten wußte ich, ich muss nach oben. So verlor ich, irrend in der Gegend wieder gut 20 Minuten. Da war eine lange Steintreppe – die muss es sein…! Ich also hochgerannt so gut es ging und hier machte sich die schwere Last auf meinem Rücken bemerkbar, der Rucksack mit dem Equipment… jedenfalls so schnell wie nur möglich da hoch.
Oben, hochrot im Gesicht und außer Puste angekommen, konnte ich die Klippe aus der Ferne sehen und die vielen Vögel, die sich an der Steinwand ein Nest gebaut hatten, die sich mir als weiße Punkte und Linien auf rotem Hintergrund zeigten. Der Blick auf meine Uhr verriet mir unschön: Das schaffst du nicht! Noch viel zu weit weg…
Ich ging so weit wie möglich, wie ich mir ausrechnen konnte, das reicht bis 16:30 Uhr am Katamaran zu sein und dachte gleichzeitig drüber nach, die Fähre einfach sausen zu lassen. Jetzt bin ich schon so weit, außerdem das Abendlicht…, und auf See wollte ich eh nie mehr… Die Vernunft hat gesiegt. Ich blieb da wo ich war und hoffte auf einen Basstölpel, der vielleicht an mir vorbeifliegt…
Nach leider nur 20 Minuten verließ ich meinen gewählten Platz. Jetzt musste ich, um rechtzeitig an Board zu gehen, runterhasten… Der Katamaran verlies nämlich pünktlich die Insel…
Resümee: Mit, sagen wir mal 30, 40 Minuten mehr zur Verfügung, wären auch mir ein Besuch der Langen Anna bzw. der Basstölpel möglich gewesen. Ich hatte ca. 3,5 Stunden auf Helgoland: durch die ganzen Verzögerungen, die Verspätung des Katamarans, das Verpassen des Dünentaxis, die Suche nach den richtigen Wegen bzw. eine optimalere Beschilderung oder eine noch bessere Planung der Routen, kann man es schaffen, beide Plätze zu besuchen, wenn auch unter Zeitdruck.